Aus dem Leben gegriffen

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Wenn die Hände sehen können!                                                                           

von Rebecca Walkiw

Als ich ungefähr sieben oder acht Jahre alt war, brachte mir mein Vater bei, wie man Baseball spielt. An einem schönen Sommernachmittag gingen wir in den Garten hinter dem Haus mit einem Baseball und Schlagholz, wo ich meinen ersten Unterricht in der Kunst des Baseballspiels erhielt. Zuallererst zeigte mir mein Vater wie man richtig steht und wie man das Schlagholz hält und schwingt. Danach fing er ganz einfach damit an, mir den Ball mehrere Male langsam zuzuwerfen, woraufhin ich mein Bestes gegeben habe, um den Ball mit dem Schlagholz zu treffen.

In meiner damaligen Unerfahrenheit dachte ich, dass ich den Kontaktpunkt des mir zugeworfenen Baseballs gegen das entgegenschwingende Schlagholz mit dem Auge erfassen müsste, um den Ball treffen zu können. Anhand dieser Logik wechselte ich meinen Blick stets hin und her zwischen dem mir zufliegenden Ball und dem Schlagholz, um den Augenblick des Kontaktes bloss nicht zu verpassen. Mir wurde recht schwindelig dabei und darüberhinaus traf ich trotz grosser Mühe keinen einzigen Ball. Was für ein anstrengendes Spiel, dachte ich bei mir etwas enttäuscht.

Während dieser Zeit hat mich mein Vater aufmerksam beobachtet und dabei sofort erkannt, wo der Hase im Pfeffer liegt. «Schaue die Hände und das Schlagholz nicht an», sagte er mir. «Sobald du Stellung einnimmst, richte deine ganze Aufmerksamkeit auf den Ball. Du siehst nur den Ball. Befreie deinen Kopf von allen Gedanken, Wünschen und Sorgen, die deine Aufmerksamkeit davon ablenken, und schliesse alles andere aus deiner Konzentration aus. Behalte stets nur den Ball im Auge und dann schwinge das Schlagholz! Deine Hände werden ja wissen, wo der Ball sich befindet.»
Obwohl die Logik meines Vaters meiner eigenen Logik glatt widersprach, hörte ich auf seine Worte, den ich wusste, dass er dieses Spiel seit langem recht gut beherrscht. Ich nahm erneut Stellung ein und kurz darauf warf er noch einen Ball in meine Richtung. Diesmal jedoch konzentrierte ich mich nur auf den Ball und liess meinen Blick kein einziges Mal abschweifen. Auf einmal schwang ich das Schlagholz kräftig durch, woraufhin ich einen deutlichen Widerstand zu spüren bekam, der mir kribbeln durch die Hände bis in die Arme hinauf lief, während ein lautes Krachen die Luft zerriss, als das Schlagholz gegen den Ball prallte. Jubelnde Freude stieg in mir hoch, als ich den Ball über den Kopf meines Vaters hinwegfliegen sah.
Was für ein Spiel, dachte ich mir. Ich war zugleich erstaunt, dass meine Hände bzw. das Schlagholz ganz und gar gegen meine Erwartung den Ball tatsächlich gefunden und getroffen hat, allein dadurch, dass ich den Ball im Auge behielt. Ich freute mich natürlich über diese bis dahin in mir unentdeckte Fähigkeit und ich staunte über die ungeahnten Kräfte, die in uns Menschen schlummern und nur darauf warten, entdeckt und nutzbar gemacht zu werden.
Damals hatte ich keine Ahnung von Augen-Hand-Koordination und bis heute kann ich die gesetzmässigen Zusammenhänge hinter diesem Vorgang nicht erklären. Dennoch weiss ich ohne jeden Zweifel, dass das Ganze in einem schöpferisch-natürlichen Gesetz verborgen liegt, das in Wirklichkeit existiert, denn ich habe dessen Wirkung unzählige Male in der Praxis erlebt. Bei meinem allerersten Treffer beim Baseballspielen ist mir die Kraft dieses Gesetzes zum ersten Mal bewusst geworden. Ich brauchte lediglich den Ball mit den Augen anzuvisieren, und schon wussten meine Hände, wo der Ball sich befindet. Eine bemerkenswerte Fähigkeit, wenn die Hände sehen können! Seit dem Tag habe ich gelernt, diese Kraft im täglichen Leben nutzbar zu machen, um allerlei Handarbeit mit grösster Präzision zu verrichten, und heute staune ich genauso wie damals über die Leistungsfähigkeit der Hände, dank der Kraft dieses Gesetzes.

Ich bin meinem Vater für seine einsichtsreiche Belehrung damals sehr dankbar, denn dadurch brachte er mich auf den Weg, dieses Gesetz selbst zu erproben und daraus eine wichtige Erkenntnis für meine Weiterentwicklung zu gewinnen. Vor allem bin ich der Schöpfung dankbar, denn durch die Erforschung ihrer Gesetze, die überall in der Natur zur Geltung kommen, vermag ich bewusst zu evolutionieren, indem ich meine Logik durch die Logik ihrer Gesetze stets erweitere und vertiefe und die daraus erwachsenden Kräfte mir aneigne und zur Weiterentwicklung meiner Fähigkeiten nutzbar mache.